Eine vorbereitete Umgebung für 6-12 Jährige: Die Primaria

Eine reichhaltige Spiel- und Lernumgebung mit vielfältigen Materialien bildet das Fundament, auf dem Lernen in ungebrochener Neugier auf das Leben anhand konkreter Erfahrungen geschehen kann. Deshalb gibt es in der Lernwerkstatt statt der Klassenzimmer verschiedene Bereiche:

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Der Bastelbereich und die Werkstatt

Die Werkstatt bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Materialerfahrungen mit verschiedensten Werkstoffen zu machen, denen sie eigenhändig aus einem Rohzustand Struktur und künstlerische Gestaltung verleihen. Dabei werden motorische Fertigkeiten ebenso entwickelt wie technische – etwa beim Bau von Modellfliegern und –schiffen – und die Fähigkeit zu planen, zu improvisieren und eigene Lösungen zu finden. Die Werkstatt ist auch der Ort, wo physikalische und chemische Experimente angeboten werden.

Eine Ecke für Wachsarbeiten und eine für Töpfern mit Töpferscheibe und Brennofen, sowie ein Werkbereich mit reichhaltiger Werkzeugausstattung sind die Hauptelemente dieser Umgebung, in der die Kinder ihrer Kreativität und Gestaltungskraft Ausdruck verleihen können. Im Bastelraum finden sich Materialien wie Papier, Stifte, Farben, Perlen, Wolle, Stoffe und auch Nähmaschinen.

Der Außenbereich

Die sinnliche Erfahrungswelt im Garten bietet vielfältigste Möglichkeiten zu schauen, berühren, experimentieren, laufen, klettern, graben, verstecken, bauen und spielen. Im Zentrum des Gartenbereichs befindet sich der Sandplatz für Volley- und Fußball. Um ihn gruppieren sich Trampolin, Klettergeräte, der überdachte Sandspielplatz und eine Feuerstelle,  ein Lehmpizzaofen sowie die Schmiede, welche in liebevoller Arbeit von Eltern und BegleiterInnen organisiert und aufgebaut wurde.

Daneben befindet sich der Teich, der das Schloss umgibt und der sich im Sommer zum Floß fahren, im Winter zum Eis schlittern anbietet, sofern das Eis dick genug ist. Im hinteren Bereich des Gartens wird das Wäldchen etwas dichter, dort befinden sich von den Kindern gebaute Hütten und Lager.

Der Mathematikbereich

Der Mathematikbereich befindet sich im ersten Stock, gleich neben dem Sprach – und Weltbereich. Eigentlich könnte man aber das ganze Schloss und den Garten als mathematischen Bereich sehen, denn Einradfahren, Hüttenbauen, Kochen, Werken, Schneidern, Jonglieren etc. sind wunderbare Möglichkeiten, mathematische Grunderfahrungen zu sammeln. Im Mathematikbereich gibt es eine wahre Fülle an verschiedensten Materialien zu finden. Triamant und Geomag sind ebenso beliebt wie Mastermind und andere strukturierte Materialien sowie die ganze Bandbreite an Montessorimaterial: vom Kubenkasten, dem goldene Perlenmaterial, dem Trinomischen Würfel bis hin zur Geometrischen Kommode, zum Wurzelbrett und vielem mehr.

Der Sprachbereich

Der Sprachbereich bietet Raum und vielfältige Materialien für Schreiben, Lesen, Zeichnen, Erzählen, Übungen der Feinmotorik und der Sinne – also für Kommunikation mit sich selbst und den anderen.

Er beinhaltet:

  • einen eigenen Bereich mit Material für das erste Lesen und Schreiben samt einer Druckereiund einer Mandalakartei
  • einen Zeichentisch, an dem viel gemeinsam gezeichnet und dazu erzählt und Bildergeschichten erfunden werden
  • eine Büchereimit großen Regalen voll Bilderbüchern, Erzählungen, Romanen, Sachbüchern samt einem gemütlichen Sofaeck
  • einen großen Bereich mitMaterialen für Rechtschreiben, Grammatik und Texten
  • einen Kalligrafie- und Schriftbereich für die Lust an verschiedenen Schriften mit unterschiedlichen Federn
  • ein Englischregalmit Spielen und Büchern

Der eigentliche Schatz, den wir fördern müssten, ist die Begeisterung am eigenen Entdecken und Gestalten, das Tüftlertum, die Leidenschaft, sich mit etwas Bestimmtem zu beschäftigen.

 

– Gerald Hüther, Neurobiologe –

Der kosmische Bereich

Hier wird alles erforscht, was mit Geografie und Biologie oder Sachunterricht umschrieben werden kann. Die Kinder nutzen dazu Angebote wie z.B. Weltpuzzle, Zeitschriften, Bücher, Mineralien, Globus, Karten und vieles mehr. Regelmäßig finden Ausstellungen zu Spezialthemen z.B. zum Sonnensystem, zu Meerestieren oder zu historischen Themen statt.

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Der Bewegungsraum

Bewegung ist gerade in der operativen Entwicklungsphase (7 -13 Jahre) ein grundlegendes authentisches Bedürfnis und die körperliche Entfaltung ein elementarer Teil der Gesamtentwicklung. Angefeuert von ihrem eigenen Entwicklungsdrang sind die Kinder und Jugendlichen schier unermüdlich in Bewegung und am Einüben und Erproben ihrer Wendigkeit und Geschicklichkeit.

Daher gibt es – neben dem großen Außenbereich – auch einen Raum im Schloss für Fang-, Lauf-, Ball- und Bewegungsspiele, mit Matten und Matratzen zum Balgen, Ringen und Raufen, mit Jonglierbällen, -keulen und –tüchern, einer großen Kugel, um auf ihr balancierend durch den Saal zu rollen, mit Leitern und Hengstenberg-Geräten für Geschicklichkeitsparcours, die in Kombination mit großen Tüchern, Matten und Pölstern zu Wohnhöhlen, Festungen oder Tierställen werden.

Der Rollenspielbereich

Ein Schminktisch mit großem Spiegel und Schminkutensilien, Schubladen und Fächer voll mit Halsketten, Armreifen, Broschen und Ohrringen, Sonnenbrillen und Augengläsern, Handschuhen, Tüchern und Krawatten, Perücken und Kopfbedeckungen, Handtaschen, Fotoapparaten und Schuhen, Truhen und Kleiderhaken voller Kostüme und Gewand, unter einem Hochplateau die Puppenecke mit Puppenhaus, Puppen, Stoff- und kleinen Plastiktieren, sowie ein Bereich, der je nach Bedarf zur Wohnküche oder Schlafstätte, zur Tierarztpraxis, Sanitätsstelle oder zum Gasthaus wird und gegenüber ein Kaufmannsladen. 

Das Rollenspiel ermöglicht die Entwicklung einer kreativen Intelligenz und der Persönlichkeit. Kinder lieben es, in den verschiedensten Ausformungen des Rollenspiels in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Im Rollenspiel erschaffen sie sich ihre Wirklichkeit, erproben und üben soziales Verhalten ein, verarbeiten Erlebtes und Unverdautes.

Der Musikbereich

Kinder kommen in den Musikbereich und probieren selber Instrumente aus. Sie schmökern im reichen Angebot an Instrumenten und ihren mannigfaltigen Klängen, Spielweisen und Wesen. Selten geht es um die Frage, wie sie zu verwenden, zu spielen sind. An Trommeln wie Djemben, Congas und Bongos lernen sie von einander Rhythmen oder finden sich zu einem spontanen Zusammenspiel ein. Gibt ein Kind den Grundrhythmus an, kann ein anderes eine Melodie dazu probieren, vielleicht mit Xylophon, mit Glockenspiel oder Flöte. Das Klavier ist frei zugänglich. Zwischen Völkerball und Hundespiel klimpern Kinder vor sich hin – mal improvisiert, mal ein einstudiertes Stück – und erfüllen das Stiegenhaus mit seinem Klang.

Der Küchenbereich

Kochen gehört zu den ältesten und wichtigsten Kulturtechniken des Menschen und die Küche ist die vorbereitete Umgebung, um die Dinge des täglichen Lebens mit allen Sinnen zu erforschen. Hier sind schon viele kulinarische Kunstwerke entstanden und so manche(r) hat hier eine Leidenschaft fürs Leben entdeckt. Die Kinder organisieren den Einkauf der Zutaten, bereiten die Speisen selbst zu und sorgen anschließend wieder für einen sauberen Kochbereich.

Da die Bedeutung des Kochens vor allem in den chemischen Reaktionen liegt, werden die Reaktionen der zusammen gemischten und meistens erhitzten Nahrungsmittel mit viel Spannung verfolgt. Obgleich der Genuss der Speisen oft individuell erlebt wird, werden die meist gut duftenden Speisen entweder sofort gegessen, an hungrige Kinder verteilt oder für die Familie zuhause eingepackt.

Bei allem, was man den Kindern beibringt, hindert man es daran, es selbst zu entdecken.
Jean Piaget

Entwicklungspsychologe